Theatersport ist eine Extremsportart. Improvisationskünstler trainieren viel, haben Teamgeist, leben die Fairness, spontane Kreativität, Flexibilität und Schnelligkeit. Vor allem aber gehen diese Sportler und Sportlerinnen das Risiko ein, sich auf der Bühne, vor vielen Menschen, bloss zu stellen.

Die Improphilen tragen nur ein Kostüm, doch sie schlüpfen innert Sekunden mühelos in neue Rollen.

Beim Impro-Theater treten zwei Teams gegeneinander an. Dazu müssen sie spontane Theaterszenen erfinden. Das Publikum darf das Thema der Szenen teilweise mitbestimmen. Der Moderator fragt die Zuschauer beispielsweise, in welchem Land die Schauspieler sich befinden, welchen Beruf sie ausüben oder in welcher Gefühlslage sie sich befinden sollen. Die Schauspieler erfinden auf der Stelle, ganz spontan, eine dazu passende Geschichte. Das Publikum wählt am Schluss der Szene das Team, das besser gespielt hat. Die Stimmung im Raum ist während der ganzen Vorstellung heiter und vergnügt. Nicht nur, weil die improvisierten Szenen oft eine absurd lustige Situationskomik hervorbringen. Auch, weil das Publikum aktiv mitbestimmen kann und so die eigenen Ideen auf der Bühne verwirklicht sieht. Und zu guter Letzt, weil man als Zuschauer den Mut der Schauspieler heimlich bewundert und dies mit möglichst viel Applaus honorieren möchte.

Reto Bernhard und Randulf Lindt gehören zu den «Improphilen». Das Ensemble aus Luzern macht seit 17 Jahren Theatersport und hat am 7. Mai den Titel des Schweizermeisters im Theatersport gewonnen.

Warum sucht ihr diesen Kick, euch auf der Bühne bloss zu stellen? Muss man sich den Adrenalinschub ähnlich vorstellen wie bei Extremsportarten?
Wir haben unseren Sport auch schon mit Bungee-Jumping verglichen. Wir gehen ein grosses Risiko ein.
Bungee-Jumping, einfach ohne Seil?
Wir haben schon eine Art Seil. Beim Improvisationstheater ist das Seil einerseits unser gutes Fundament im Theatersport, andererseits ist es das Team. Wir sind nie alleine auf der Bühne. Wir haben die Sicherheit, zusammen den Weg zur Geschichte zu finden.
Wie gut kennt ihr euch im Ensemble?
Wir sind sechs Schauspieler. Wir kennen uns unterschiedlich lange, aber relativ gut. Es ist aber überhaupt nicht zwingend, sich gut zu kennen. Es kann sogar sehr inspirierend sein, mit Leuten zu improvisieren, denen man zum ersten Mal begegnet. Wir treffen uns oft mit Improkünstlern aus Hamburg und Berlin.
Ist es ein Vorteil, sich gut zu kennen?
Es besteht die Gefahr, dass man von der Improvisation wegkommt und zu einer Routine gelangt. Das muss man vermeiden, denn das Publikum merkt es!

Wie läuft das De-Briefing eines Auftritts? Macht ihr das wie im Fussball?
Wir machen das meistens nicht in der Pause, ausser es hat wirklich «einen Wurm drin». Die Nachbesprechung ist ein Moment des Feedbacks und auch der Kritik. Damit gehen die Menschen unterschiedlich um. Je nach Person kann so was hinderlich sein. Manchmal tauschen wir uns nach der Vorstellung aus und besprechen, wie man es anders hätte machen können. Ab und zu machen wir dies auch in der grossen Runde. So können wir uns auch positive Rückmeldungen geben und das, was wir tun, optimieren.
Wie weiss man als Schauspieler, wann man sich einbringen soll oder wann man sich zurückhält? Es kommt ja kein Ball angerollt.
«Lass deinen Mitspieler gut aussehen» ist unsere Goldene Regel. Wir spielen einander unsichtbar den Ball zu. Die «Bälle» im Improtheater sind die Hintergründe des Storytelling. Wenn einer einen Helden spielt, dann ist der andere der Untertan, um ihn zu unterstützen.
Wechselt ihr manchmal die Spieler aus, beziehungsweise setzt ihr auch mal einen «Mittelfeldspieler» als «Stürmer» ein?
Ja, das machen wir sogar sehr bewusst.

Gibt es Fouls?
Wenn jemand nicht bereit ist, einem anderen Schauspieler Raum zu geben und sich als Rampensau aufspielt. Oder wenn jemand blockiert und versucht, seine eigene Idee durchzusetzen, statt sich aufs Gegenüber einzulassen. Das ist ein grobes Foul. Es gibt nur ein ausgesprochenes «Nein» auf der Bühne, es gibt keine «Nein-Haltung».
Macht ihr das alle nebenberuflich?
Es ist ein Teil-Beruf. Die meisten führen noch andere Tätigkeiten aus, wie z.B. fürs Radio schreiben oder sprechen. Randulf macht beispielsweise Satire-Sendungen. Reto macht theaterpädagogische Arbeiten oder Regie. Diese Einflüsse bereichern das Impro-Ensemble. Trotzdem ist der Theatersport ein wichtiger Teil unseres Lebens, sowohl vom Einkommen als auch von der Zeitinvestition.

Casineum Luzern
Fr 16. Dezember

 

Chollerhalle Zug
Sa 17. Dezember

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.