PLATTE DER WOCHE:
Dactah Chando – Global Cityzen
Reggae ist ein Rhythmus, der an sich schon zum Relaxen einlädt. Doch beim Canarian Reggae scheint das Tempo noch etwas langsamer, der charakteristische Schlag auf Drei noch etwas verzögerter, der Sound von Bass, Rhythmusgitarre und Sythie-Orgel noch etwas weicher und runder, als es bei diesem Musikstil üblich ist. Vielleicht liegt es daran, dass auf den kanarischen Inseln aus Sicht von uns Festland-Europäern das Ferien-Gen zu Hause ist und daher auch die Musik von dort von einer einzigartigen Entspanntheit geprägt ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Kanaren einige Tausend Kilometer näher bei Jamaica, der Welthauptstadt des Reggae, liegen als manch Europäische Metropole. Jedenfalls kommt beim Hören des neuen Albums von Dactah Chando, einem verträumten Surfer aus Teneriffa, der zu den wichtigsten Vertretern des Canarian Reggae zählt, eine herrlich harmonische Feierabendstimmung auf, die einem einen prächtigen Sonnenuntergang vors geistige Auge malt. Es ist bereits das sechste Werk des Kanaren. In seinen 11 neuen Songs wechselt er in seiner typischen Manier zwischen Spanisch und Englisch und besingt dabei mit lockerer Leidenschaft seine Emotionen zur Göttlichkeit der Natur sowie zum Wert weltlicher wie höherer Liebe. Dabei legt er energiegeladenes Plädoyer ab für Gleichheit und Individualität, Bewusstheit und eine allem Leben innewohnende Spiritualität. Musikalisch bilden authentische Roots Riddims aus ausgewählten Spielarten des Reggae das Fundament. Von Ska inspirierte Stilformen der späten Sechziger Jahre durchsetzen das Album, ebenso wie Nyabinghi Heartbeats und schreitende One Drops. Mystisch im Hintergrund verhallende Bläser verleihen der Musik eine träumerische Komponente, während treibende up-Tempo Steppers Beats Leichtigkeit und Glückseligkeit zum Ausdruck bringen. «Global Cityzen» bringt die Wärme und Ruhe einer Insel im Ozean ans Ohr – Musik für den perfekten Sow-down.
Zeno van Essel